Demontiert sich Google gerade selber? (ein bisschen)

Am Donnerstag wurde bekannt, dass Google ihr Produkt Google Reader zum 1. Juli einstellen würde. Zu wenig genutzt oder keinen Nutzen für Google, ich weiß es nicht. Ich verstehe allerdings auch nicht wieso sie das einstellen. Viel kosten kann es sie eigentlich nicht und weiterentwickelt hat es sich auch nicht in den letzten Monaten/Jahren … eher zurück, da sie einige Features raus genommen haben um Google+ besser dastehen zu lassen (Sharing).

Und der Nutzen? Der harte Kern der Webnutzer, die tatsächlich etwas mit Feedreadern anfangen können und sich nicht ihre News von irgendwelchen Aggregatoren zusammenschustern lassen wollen, die sind doch genau da. Google weiß dadurch mehr über mich als durch jedes andere Produkt, das sie anbieten. Ja, auch ihre Suche verrät nicht so dermaßen viel über das was mich wirklich interessiert. Es gibt zwar Alternativen (ich teste gerade Tiny Tiny RSS, muss es eben wieder self-hosted sein), aber irgendwie glaube ich sie stoßen damit denjenigen, die im Netz aktiv sind ziemlich vor den Kopf. Wenn sie Picasa dicht machen würden, ich glaube das hätte keinen so großen Effekt …

Und was noch? Synchronisationsdienste! Heimlich und von vielen vielleicht nicht bemerkt (hier die komplette Liste ihres Frühjahrsputzes) wird auch der CalDAV Support zum 16. September eingestellt, der einzige Weg iOS Geräte mit dem Google Calender zu synchroniseren (out of the box). Exchange/Activesync Support wurde schon weit vorher eingestellt, aber dann doch noch verlängert (bis zum 31. Juli). Auch hierfür gibt es Alternativen und klar muss man nicht alles für ewig mitschleppen, aber diese Synchronisationsprotokolle sind keine Katastrophen und werden von sehr viel Software unterstützt … warum also einstellen? Google besteht doch nicht aus einem 3-Mann-Entwicklerteam, das sich nicht um alles kümmern kann, oder?

Nunja, ein freier Dienst für den keiner bezahlt wird eingestellt. Darf man eigentlich nicht meckern, nur verstehen muss ich es nicht. Ein weiterer Nachteil: bei jedem neuen Google Produkt darf man sich jetzt Gedanken machen, ob das für Google irgendwann uninteressant werden könnte und ob man sich wirklich darauf verlassen kann? Was wenn sie morgen App Engine einstellen? Besagtes Picasa? Oder Blogger, weil alle nur noch auf Tumblr/Wordpress stehen? Gab ja auch einige, die sich auf Google Wave gestürzt haben und danach doof dastanden. Google quo vadis?


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Kommentare

4 Antworten zu „Demontiert sich Google gerade selber? (ein bisschen)“

  1. Avatar von Toast
    Toast

    Das mit dem Reader fand ich auch schockierend. War für mich DER Feedreader überhaupt, der auch auf allen Mobilgeräten super geklappt hat. Facebook, Twitter und so sind keine Alternative, weil es da einfach keine einfache Übersicht gibt und auch keinen „gelesen“-Status und ähnliches. Da sind doch bei Google bestimmt Leute, die ihre 20% dafür nutzen würden. Hab bisher auch nur negative Rückmeldungen über das Ende des Readers gelesen.

    1. Avatar von Sebastian H.

      Sollte man meinen … haben Zeit für 20% Projekte, sprechende Schuhe, irritierende Datenbrillen und selbstfahrende Autos, aber einen Feedreader eingeschaltet lassen, der in seinem derzeitigen Zustand vermutlich sowieso kaum Aufmerksamkeit braucht … das geht nicht? ;-)

  2. Avatar von Al3x
    Al3x

    Jetzt stürzen sich alle auf „The Old Reader“; ob da die Kapazitäten ausreichen werden? Ich bin dann wohl doch für eine selbst-gehostete Lösung.

    1. Avatar von Sebastian H.

      Wenn man Cronjobs verwenden kann, Tiny Tiny funktioniert ganz gut. Aussehen ist aber etwas altbacken :/