Die Welt nach ACTA

TL;DR Ich bin gegen ACTA … folgendes Geschreibsel sagt das gleiche in Langform.

ACTA? Huch, was ist das denn nun schon wieder? Erst war es SOPA/PIPA in Amerika, jetzt ist es ACTA auf der ganzen Welt … die Netzgemeinde sträubt sich gegen Gesetze und Abkommen, die Internetausdrucker ihnen auferlegen wollen um die Profite zu maximieren. Es ist nicht der neuste Streich – immerhin wird schon seit vielen Jahren hinter verschlossenen Türen darüber verhandelt – aber er ist aktuell in den Medien, da einige Länder wie Deutschland und Polen nun erst einmal ihre Unterschrift ausgesetzt haben.

Um was geht es bei ACTA? Nun, im wesentlichen will die Industrie ihre Produkte schützen. Das betrifft zum einen Fälschungen von richtigen, anfassbaren Produkten, aber auch den Schutz immaterieller Güter wie Marken, Filme, Musik, Schriftsätze und BLOGARTIKEL, ja sogar Satzteile und Formulierungen. Der Schutz letzterer Werke soll durch Überwachung des gesamten Datenverkehrs geschehen und wird durch die Internetprovider vollstreckt. Bei drei/fünf/X Überschreitungen wird die Leitung gekappt oder man wird angezeigt oder was weiß ich. Jeder Provider und jede Webseite muss also lückenlos überwachen was andere dort treiben oder landet andernfalls als Mitstörer ebenfalls im Gefängnis. Klingt krass und wird es wohl auch, sollte sich das durchsetzen können was sich da in einigen Hinterzimmern ausgedacht wurde.

Das Wort Unverhältnismäßigkeit kommt einem schnell in den Sinn. Für den Profit einer vergleichsweise kleinen Industrie – wenn auch sehr unterhaltend und stets präsent – sollen wir alle pauschal überwacht werden und ähnlichen Problemen ausgesetzt werden, die heute schon Youtube Videos haben. Der Vergleich klingt vielleicht blöd, aber angenommen ich lade heute ein Video hoch, dass eine Hintergrundmusik enthält für die ich eine Lizenz habe. Die Wahrscheinlichkeit, dass es trotzdem von der entsprechenden Plattenfirma gesperrt wird, ist relativ hoch … denn sie wissen es womöglich nicht besser. Man stelle sich nun vor irgendwelche Rechteinhaber veranlassen die Sperrung deines Internetanschlusses, weil sie vermuten bzw. angeben, dass du Rechte verletzt hast. Ich weiß nicht wie wahrscheinlich ein solches Szenario ist, aber ich stelle mir das viel zu einfach vor. Es ist ja schon heute mehr als fragwürdig, dass auf Grund irgendwelche IPs, die von den Rechtebesitzern gesammelt wurden, Leute einfach so abgemahnt werden können. Ich kann mir auch eine IP ausdenken, die einen Blogartikel von mir kopiert haben soll und dieser Person eine Abmahnung schicken? Kann ich das? Fragt mich da keiner woher ich diese IP habe? Wird das einfach so geglaubt oder lacht mich dann jeder aus?

httpvhd://www.youtube.com/watch?v=RIcaexug-M0

Egal, mal angenommen dieses Abkommen wird von allen ratifiziert und wir leben nächstes Jahr in einer ACTA-Welt mit um sich wütenden Rechteinhabern. So negativ wie das auch klingt, ich kann dem durchaus auch Positives abgewinnen. So wurde ja schon mal probiert eine Verschlüsselung des Emailprotokolls einzuführen um Amtsgeschäfte zu erledigen. De-Mail, erinnert sich noch wer daran? Ein wenig schwachsinnig angesichts der Tatsache, dass es bereits funktionierende Ende-zu-Ende Verschlüsselung und Signierung von Emails gibt. Aber zurück zu den positiven Punkten … vielleicht entwickelt sich dadurch dann ein stärkeres Bewusstsein für Verschlüsselung jeglicher Kommunikation? Es ist ja schon jetzt zu sehen, dass viele Webseiten auf Zugang per HTTPS statt HTTP setzen. Sichere Protokolle existieren und der Untergrund des Netzes weiß schon lange wie das geht. Solche Protokolle können nicht überwacht werden und so ist man zumindest vor dem Internetprovider sicher.

Webseiten selbst werden sichere Protokolle nicht zum Schutz einsetzen können wenn sie offen für jeden sein wollen. Was das für Youtube, Facebook, etc bedeutet? Vielleicht nichts, keine Ahnung. Die Benutzer werden auf jeden Fall nicht schlauer als zuvor und genau das selbe posten, nur eben jetzt mit dem hohen Risiko für eine Kleinigkeit dann doch schwer belangt zu werden (Abschaltung des Internetanschlusses, etc). In Amerika gibt es dafür immerhin die „Fair Use“ Klausel. So etwas existiert hierzulande nicht. Was die Webseiten angeht ist es irgendwie nicht vorstellbar, dass irgendjemand ein Gesetz erlässt, das automatisch Webseiten dieser Art verhindern könnte bzw. auf Grund der hohen Überwachungskosten unwirtschaftlich werden lässt. Falls dem so ist, bye bye Youtube & Co …

Und was ist mit Filesharing? Das was dieses ACTA wohl eigentlich verhindern soll? Auch das lässt sich größtenteils verschlüsselt durchführen und ACTA wird das nicht verhindern können (vielleicht wollen sie das ja auch gar nicht, das Usenet mit Petabytes an „illegalen Daten“ existiert ja auch noch). Genau so wenig wie ein umständlicher Kopierschutz für alle verhindert, dass irgendwo auf der Welt es jemand trotzdem kopiert und weiterverteilt. Alle werden geärgert und in ihren Rechten beschnitten, aber die, die es treffen soll, bekommen davon gar nichts mit? Wieder einmal.

Deshalb: STOP ACTA! STOPPT DEN UNSINN DER INTERNETAUSDRUCKER!

Alle paar Monate kommen die „da oben“ auf irgendwelche lustigen Ideen um einen großen Teil der Bevölkerung für die Vergehen einer Minderheit bluten zu lassen. Und sie merken es nicht … oder machen sie das absichtlich? Wollen die, die wir gewählt haben, wirklich Netzsperren als Lösung für alle Probleme? Einfach unter den Teppich kehren, dann sieht es die gemeine Bevölkerung nicht mehr, weil sie zu doof ist das zu umgehen und unliebsames Zeug können wir dann auch gleich noch verschwinden lassen? Hmm …


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Kommentare

2 Antworten zu „Die Welt nach ACTA“

  1. Avatar von Guido

    Ich habe auch schon vor einiger Zeit gegen ACTA unterzeichnnet. Zum Glück zeigen die Proteste ja erste Wirkungen. Auch die Bundesregierung legt die Unterzeichnung des ACTA erstmal auf Eis. Ich finde es gut, dass Du hier auf die Problematik aufmerksam gemacht hast. Weiter so.

  2. Avatar von Antalya

    Ich finde es Richtig Cooldas so viele gegen ACTA sind, es sieht so aus als ACTA sich nicht durch setzen wird.