Mir kam gestern Abend der Gedanke wie es wohl wäre, wenn die Menschheit einen Antrieb für Raumschiffe hätte, der sie ziemlich schnell beschleunigen könnte. Dann dachte ich mir, dass Technologie ja einer ständigen Weiterentwicklung unterliegt und so wäre es denkbar, dass man z.B. im Jahr 2050 eine Sonde losschickt, im Jahr 2060 einen doppelt so schnellen Antrieb entwickelt und damit eine zweite Sonde ausstattet und die erste somit im Jahr 2070 von der zweiten überholt wird.
Wie blöd wird das erst werden, wenn erst Siedler mit sehr schnellen Raumschiffen unterwegs sind, die vielleicht als Generationenschiffe gedacht sind, nur um dann vielleicht ein halbes Jahrhundert später von den nächsten Siedlern überholt zu werden?
Daraus entstand eine kleine Exceltabelle und folgende Erkenntnis:
Wenn die Reisegeschwindigkeit neuer Raumschiffe alle X Jahre um den gleichen Betrag steigt (linearer Anstieg), dann lohnt es sich nicht in so ein Raumschiff zu steigen, wenn man plant länger als X*2 Jahre (doppelter Zeitraum) unterwegs zu sein. Folgemodelle können das erste Modell immer innerhalb von X Jahren einholen. Oder anders ausgedrückt, wenn ich in so ein Raumschiff im Alter von 20 Jahren einsteige und mein Zwillingsbruder 40 Jahre später in ein dann aktuelles und er fliegt mir hinterher, dann überholt er mich an unserem (60+X). Geburtstag. Doof!
Bei einer Verdopplung der Reisegeschwindigkeit alle 10 Jahre wäre es noch ein weniger frustrierender. Besagter Zwillingsbruder hätte mich dann bereits in weniger als 2 Jahren eingeholt. Ganz schön blöd, wenn man dann so ein Generationenschiff mit Siedlern für ferne Sternensysteme ist und einen die Nachfahren der später gestarteten dann auf dem Zielplaneten begrüßen.
Aber es kommt noch wilder! Lichtgeschwindigkeit heißt der Titel des Artikels … ja was passiert denn nun in der Nähe der Lichtgeschwindigkeit? Die Personen in dem Raumschiff altern dann ja unterschiedlich schnell und irgendwann spielt das eine große Rolle. Eine so große Rolle, dass folgendes Szenario denkbar wäre:
Ich fliege im Alter von 20 Jahren los und komme bei etwa 43% der Lichtgeschwindigkeit nach 10 Jahren Erdzeit im Alter von 29 Jahren am Ziel an (Zeitdilatation). Mein Zwillingsbruder entschließt sich an seinem 25. Geburtstag mir hinterher zu reisen (zum ca. 4,36 Lichtjahre entfernten Sternsystem Alpha Centauri), allerdings mit der doppelten Geschwindigkeit. Er wird ungefähr gleichzeitig mit mir am Ziel ankommen, aber er wird nicht seinen 29. Geburtstag feiern, sondern gerade mal 27 und ein halbes Jahre alt sein. Frustrierend!
Irgendwann gäbe es also mal einen Zeitpunkt an dem man durch Abwarten tatsächlich „schneller“ ans Ziel kommt (signifikant weniger altert) obwohl man zum gleichen Zeitpunkt ankommt. Wäre das Ziel doppelt so weit weg, würde der Zwillingsbruder nicht nur ca. 5 Jahre vor mir ankommen, sondern mir bei meiner Ankunft zum 38. Geburtstag gratulieren, während er erst 35 Jahre alt ist und nur gefühlte 5 Jahre in einem Raumschiff verbracht hat (und ich 18 Jahre). Fies, fies, fies!
Die Besiedlung der Galaxy wird noch einmal eine ganz beschissene Sache. Ein bisschen wie bei Computern. Wenn man ein Problem hat, dass länger als 36 Monate zum Berechnen braucht, dann kann man auch einfach 18 Monate warten und sich einen doppelt so schnellen Rechner nehmen um das Problem zu lösen (Moores Law), oder?
Noch frustrierender wird dann für die Siedler, wenn sie auf eine 50-jährige Reise geschickt werden sollten und kurz nach ihrer Abreise tatsächlich ein Warp Antrieb (scheinbar nicht gänzlich unwahrscheinlich) erfunden wird. Dann flog man also 50 Jahre nach Alpha Centauri und dort warten dann bereits fertige Siedlungen (samt Bevölkerung), weil sie bereits vor über 49 Jahren angekommen sind.
Unsere sternenfahrenden Nachfahren werden echte Probleme haben Leute zu finden, die bereit sind diese Reisen zu unternehmen ;-)
Wirr!
Kommentare
2 Antworten zu „Lichtgeschwindigkeit“
„Oder anders ausgedrückt, wenn ich in so ein Raumschiff im Alter von 20 Jahren einsteige und mein Zwillingsbruder 40 Jahre später in ein dann aktuelles und er fliegt mir hinterher, dann überholt er mich an unserem (60+X). „Ich kapier’s nicht:
Was soll denn da x sein? Was ist denn z.B., wenn x=25 ist?
Ich glaube ich stehe auf dem Schlauch…
Hmm, ich merke gerade, dass da ein Fehler auf Grund passender Anfangsvariablen drinsteckt. Also man holt den vorher gestarteten nicht in X Jahren ein, aber immer in einer festen Zeit. Wäre die Einholzeit also 10 Jahre, dann würde auch 10 Generationen von Antrieben später ein Raumschiff das erste Raumschiff in 10 Jahren einholen.
Sollte ich wohl nochmal editieren …