Etwas über das ich mir vorher noch keine Gedanken gemacht habe, aber jetzt schon sind die Steuern für Einnahmen aus App Verkäufen … z.B. im Android Market. Klar, man zahlt Steuern wie auf jede Einnahmequelle, aber was ist mit der Mehrwertsteuer? So ganz klar ist das irgendwie nicht und Google Checkout wälzt die ganze Verantwortung dafür auf den Verkäufer ab ;-)
Deshalb hier ein Versuch der Erklärung. Ich hoffe man korrigiert mich, wenn ich falsch liege.
Ist man Kleinunternehmer und darf noch keine Mehrwertsteuer auf Rechnungen schreiben, so muss man diese auch nicht im Android Market angeben. Sind die Jahreseinnahmen höher und man wird umsatzsteuerpflichtig, dann muss man sie angeben, aber als Verkäufer in der EU, nur für EU-Kunden. Google Checkout bietet genau diese Option aber seltsamerweise auch die Möglichkeit die Steuern in der EU pro Land festzulegen. Gibt es da noch irgendeine Sonderregel, die ich übersehen habe?
Ein bisschen seltsam ist dann auch noch, dass bei Apps generell der Preis ohne Mehrwertsteuer anzugeben ist, d.h. die wird erst beim Kauf draufgeschlagen. Steht im Market also 99 Cent, dann kostet sie beim Kauf 1,18 Euro und manche Kunden könnten sich verarscht fühlen … denn wie schon gesagt, manchmal gibt es keine Mehrwertsteuer (Nicht-EU-Verkäufer oder Kleinunternehmer) und manchmal schon.
Das Ende vom Lied ist übrigens, dass von einer in der EU angebotenen App, für die ein EU-Bürger nicht mehr als 99 Cent bezahlen soll, nicht viel übrig bleiben wird. Nach Abzug der Mehrwertsteuer sind das 83 Cent (das ist der Preis den man bei Google als Verkaufspreis angeben muss). Google nimmt sich 30% davon, also bleiben noch 58 Cent und die muss man dann ja auch noch normal versteuern. Bei einer App, die einen Endkunden nicht mehr als 1,99 Euro kosten soll bleiben am Ende nur 1,17 Euro übrig.
Wie ist das eigentlich beim iOS App Store? Die Endkundenpreise sind dort ja fest. Wird die Mehrwertsteuer dort je nach Land von Apple eingetrieben? Ist die in den 30% schon enthalten, die Apple nimmt? Was ist dort mit Verkäufern, die keine Mehrwertsteuer angeben müssen bzw. dürfen? Auf den Rechnungen von Apple/iTunes steht jedenfalls nie die Mehrwertsteuer dabei.
Kompliziert :/
Kommentare
8 Antworten zu „Die Mehrwertsteuer und der Android Market“
Gute Frage, zumal iTunes weder bei Musik noch bei Apps die USt ausweist. Allerdings hat Apple dafür eine Luxemburger Firma gegründet, weil die in der EU den niedrigsten USt-Satz haben.
Außerdem kannst du auch als kleiner die USt-Chose machen, dafür kann man dann zB seinen Rechner netto kaufen ;)
Aber es spielt doch hierbei keine Rolle wo Apple sitzt. Verkäufer ist die Firma, die die App reinstellt und ein Händlerkonto bei iTunes hat.
Bei Android ist das zumindest so und das führt zu seltsamen Preisen. Da kostet eine App 99 Cent, eine 79 Cent und dann wieder eine 63 Cent (damit sie mit Steuern 79 Cent kostet), etc … angezeigt wird aber immer der Preis ohne Mwst. obwohl Google schon vorher wissen müsste ob der browsende Kunde diese nun zahlen müsste oder nicht … ich denke das führt nicht selten zu „doch-nicht“-Käufen ;-)
Eigenartig ist, dass eine Firma wie Navigon (Hamburg) bei ihrer App keine Mehrwertsteuer angibt, d.h. da kommt beim Klick auf Kaufen nichts drauf. Dabei dürfte gerade für die keine Ausnahmeregel gelten. Der Kunde erhält aber eine Rechnung ohne Mehrwertsteuer …
Irgendwo habe ich auch noch gelesen, dass Apple keine Mehrwertsteuer angeben müsste, weil ihre Produkte (iTunes: Lieder und Apps) nicht für den Wiederverkauf gedacht sind. Das kann’s doch auch nicht sein ;-)
noch was:
http://www.osxentwicklerforum.de/index.php?page=Thread&threadID=8101
Naja, Verkäufer an den Endverbraucher ist normal schon die iTunes s. à r. l.
Ist das dann der Unterschied zwischen store und Market? Bei letzterem gibt es viele Stände von einzelnen Verkäufern, bei ersterem verkauft der laden alles ohne MwSt? :)
Im iOS- und Mac-AppStore läuft das ganze quasi auf einer Art Kommissionsbasis. Apple ist der Verkäufer und man selbst ist entweder Kunde oder Entwickler. Von dem Verkaufspreis, den Apple dem Kunden berechnet zieht Apple seine 30% Provision ab, nachdem es die 15% Luxemburgische Umsatzsteuer rausgerechnet hat.
Wenn ich dann einmal im Moment die Zahlung von Apple bekomme, schreibe ich denen eine Rechnung (vor allem für das deutsche Finanzamt), auf denen dann der Auszahlungsbetrag steht. Der Betrag ist dann ohne Umsatzsteuer, weil es als innergemeinschaftliche Lieferung in der EU zwischen zwei Unternehmen mit USt-ID erfolgt ist (iTunes S.à.r.l und meiner Firma). Was ich dann noch von dem Geld abführen muss, sind natürlich normale Ertragssteuern, etc. D.h. von einer App, die im AppStore für 79 ct. verkauft wird, bleiben mir nach Abzug von Apple und Steuern gut 30 ct.
Wenn du die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nimmst, darfst du dir keine Umsatzsteuer zurückerstatten lassen, musst dafür dem Kunden aber auch nichts oben drauf packen. Wenn du etwas aber ins EU-Ausland verkaufst – und das ist irgendwie idiotisch – dann musst du Umsatzsteuer verlangen, denn dann kannst du nicht von von der innergemeinschaftlichen Lieferung profitieren.
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Das heißt also der Betrag den ein Endkunde bei Apple bezahlt enthält Mwst/Ust obwohl sie nicht ausgewiesen wird?
Wie meinst du das mit „nichts oben drauf packen“? Gibt es im App Store von Apple diese Option überhaupt?
Das verwirrende für mich ist eher der Android Market. Weil dort die Sparkasse für ihre App z.B. Mwst aufschlägt, Navigon (Hamburger Firma, so weit ich weiß) macht das aber nicht. Verwirrend als Käufer und als Verkäufer ;-)
Apple führt im App Store keine USt/VAT an, obwohl sie diese kassieren, da sie ja an Endkunden verkaufen. In Europa wird das Geschäft aus Luxemburg abgewickelt, deshalb gilt halt der Luxemburgische Satz. In den USA läuft das über eine eine dortige Firma, die dann entsprechend des Bundesstaates, den jeweiligen VAT-Satz nimmt.
Was ich etwas irritierend finde, dass in meinen Rechnungen (ich als Kunde) vom AppStore EU keine USt. ausgewiesen bekomme, in meinen Rechnungen vom US-Store schon (wenn auch mit 0 Euro, da ich einen Staat ohne VAT gewählt habe)
Mit „oben drauf packen“ meinte ich das nur generell. Es soll ja auch Firmen geben, die außerhalb von Apple Sachen verkaufen ;-)
Mit dem Android Market kenne ich mich nicht so wirklich aus. Aber letzten Endes muss in Deutschland für Endkunden jeweils immer der Bruttopreis ausgewiesen sein. Ich schätze mal, es ist dann egal, ob du den Endpreis wie bei der Sparkasse weisst, weil du Netto und Steuern kennst oder weil es bei Navigon schon inkludiert ist.